08 | Haus Bergleben / Wilhelmsturm

Bergschleife Haus Bergleben Wilhelmsturm
Das „Hauß Bergleben“ wurde 1794 als Apotheke im Kurort Bad Nenndorf wieder eröffnet.

Rückzugsort des Grafen

Der Bauherr des Wilhelmsteins im Steinhuder Meer, Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, skizzierte 1776 eigenhändig ein Haus mit großem Garten, von dem aus er die Landschaft überblicken konnte, sein Experimentierfeld dafür, das „Kriegswesen in Verteidigungskunst“ umzuwandeln.

Von Plänen für ein „Jagdschloss“, einem „herrschaftlichen Haus“, bis hin zu einer „Waldklause“ war die Rede. Letzlich traf wohl eher das Letztere zu, weil der Graf auf Fertigstellung drängte und übereilt, nur wenige Tage vor seinem Tod, in das einzig fertig gestellte Zimmer im „Hauß Bergleben“ auf dem Wölpinghäuser Berg zog.

Arbeiter hatten die Steinquader für das Fundament und die Außenwände im nahe liegenden Steinbruch gebrochen. Zur Isolierung des Erdgeschlosses dienten Lehmsteine. 14700 Backsteine für die oberen drei Stockwerke lieferte eine Ziegelei aus Apelern, Bückeburger Schlosser mussten 15 Tage arbeiten, um die 76 Fensterflügel anzuschlagen.

Der Hagenburger Posthalter Hermann Wilhelm Engelke schrieb quasi als Zeitzeuge im 18. Jahrhundert  in seinem Amts- und Lagerbuch für das Gut Hagenburg:

S“Im Frühjahr 1777 ließ unser gnädigster Landesherr Graf Wilhelm das Försterhaus zu Spießingshol wegnehmen und davon ein neues Haus aufm Wölpinghäuser Berge, wobei ein

großer Garten angelegt wart, erbauen, welchen neuen Hause darauf den Namen Bergleben gegeben wurde.”

Bergschleife Haus Bergleben Wilhelmsturm
Eine Ansicht des Hauses Bergleben aus den Plänen des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe. (Landesarchiv Bückeburg)

Nach dem Tod seiner kleinen Tochter Emilie im Juni 1774 und seiner geliebten Frau Maria Barabara Eleonore im Juni 1776 hatte es Graf Wilhelm in die Einsiedelei gezogen. Mit 53 Jahren war der Souverän und Militärtheoretiker verbittert und des Lebens müde. In seinem unvollendeten, herrschaftlichen Haus starb er einsam im September 1777.

Nach vergeblichen Versuchen, das Haus zu vermieten, erwarb zwölf Jahre nach Wilhelms Tod der Nenndorfer Brunnenmedicus Prof. Dr. Schröter mit Hilfe eines Rintelner Apothekers für 350 Reichstaler das Gebäude. 1794 eröffnete in Bad Nenndorf die „Kur-Apotheke“ im unteren Stockwerk, im oberen Stockwerk war eine Kaffee- und Schokoladenstube für die Kurgäste eingerichtet.

In der Mitte der Fundamente des Hauses Bergleben ließ Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe 1848 den Wilhelmsturm errichten.

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