06 | Matteschlösschen

Bergschleife Matteschlösschen
Das Matteschlösschen ragt aus seiner Umgebung heraus.

Ausflugsziel mit Weitblick

„Einer achts, der andere verlachts, der dritte betrachts, was machts!‘‘ Der Sinnspruch ist mitsamt den hölzernen Fensterläden, auf denen er eingeschnitzt war, lange Vergangenheit.

Doch das Matteschlösschen mit den gotisch nach oben strebenden Fenstern, zu denen die Läden gehörten, steht noch – seit 1898. ,,Auf den grünen Matten‘‘ sollte es stehen, ganz nach dem Willen seines Erbauers, des Rehburger Lungenarztes Dr. Hans Lehreke. Seine Patienten sollten dort Erholung finden.

Die Pläne für das weit über seine Umgebung ragende „Schlösschen“ entwarf der Rehburger Architekt Ernst Meßwarb. Ganz wie sein Vater Wilhelm, mit dem er gemeinsam das Matteschlösschen errichtete, war Ernst Meßwarb Schüler des hannoverschen Backsteingotikers Conrad Wilhelm Hase (“Hannoversche Schule”). Den Spruch auf den Fensterläden übernahmen sie vom Architekten Ludwig Möckel, der in Sachsen und Mecklenburg neogotische Bauten im Haseschen Sinne schuf und seine Privatvilla in Dresden entsprechend mit diesen Zeilen versah.

Ganz der Zeitströmung entsprechend erhielt der Bau die Bezeichnung ,,Schlösschen‘‘. Hausmeister und später Gastwirte haben Kaffee für die Kurgäste und die Wanderer ausgeschenkt. Von Wunstorf kommend über Steinhude und Hagenburg war die Strecke der Steinhuder-Meer Bahn fertig gestellt worden. Von der Haltestelle Schmalenbruch, aber auch vom Bahnhof Wiedenbrügge aus, führte ein Weg zum Fuß des Bergrückens und von dort eine Sandsteintreppe hinauf.

BERGSCHLEIFE Matteschlösschen
Glasschmuck oberhalb der Eingangstür.

Der Aussichtspunkt hoch über dem Steinhuder Meer entwickelte sich vor dem Ersten Weltkrieg zu einem viel besuchten Ausflugziel. Im Ersten Weltkrieg diente das Haus als Lazarett. Statt Kaffee trinkender Wanderer kamen nach dem Zweiten Weltkrieg Menschen ,,auf die Matte‘‘, die den geistlichen Beistand suchten. Das Matteschlösschen fungierte in dieser Zeit als katholisches Behelfs-Gotteshaus, bevor die große Zeit als Ausflugs- und Tanzlokal begann.

Viele Wölpinghäuser Paare haben sich im Matteschlösschen kennen und lieben gelernt. Mit dem Niedergang der Steinhuder-Meer-Bahn folgte das Aus für Ausflugs- und Tanzlokal. Einige Jahre als Amüsierbetrieb folgten, bevor der Verfall einsetzte.

Seit Mitte der 1980er Jahre befindet sich das Haus in Privatbesitz und wurde mehrfach gründlich renoviert.

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An die alten Zeiten rund um das Matteschlösschen erinnert sich Else Hogrefe (Jg. 30) gerne. Sie ist in Wölpinghausen geboren. lebt aber seit 1945 nicht mehr dort.

Fleckentour Hagenburg
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